Die Neuzeit

Wasserrechte und Transportwege

Im 19. Jh. wurden die Wasserrechte liberalisiert. Jedermann konnte beim Staat eine Wasserkonzession erwerben. So entstanden in kurzer Zeit Wasserwerke im Aeugstertal, im Götschihof, eine Mühli beim Hüsli nur wenig oberhalb der Aumüli, eine mechanische Baumwollspinnerei im Schleetal etwas unterhalb der Aumüli, ein Projekt für eine Baumwollspinnerei bei Stallikon , eine Mühle in Landikon, eine Schmiedewerk im Weissenbrunnen bei Birmensdorf, eine Spinnerei in Uf Dorf bei Birmensdorf sowie eine Mühle in Bonstetten.
Gleichzeitig erleichterte die Erstellung von besseren Strassen den Transport von Korn und die Lieferung Mehl von grösseren, wirtschaftlicher arbeitenden Mühlen auch auf die Landschaft. Die Erstellung der Eisenbahn durchs Knonaueramt 1864 verstärkte diese Entwicklung. Die bestehenden Mühlen mahlten schliesslich nur noch für den Eigenbedarf der Bauern der Umgebung. Durch diese Entwicklung wurde den meisten seit Jahrhunderten bestehenden Mühlen mit ihren ehehaften Wasserrechten die Existenzgrundlage entzogen.

Neuausrichtung durch Ulrich J. Weyermann

Nach vielen Besitzerwechseln erwarb 1872 der Berner Einwanderer Johann Ulrich Weyermann erst einen Teil und 1877 schliesslich die ganze Mühle. Als unternehmerisch denkender Bauer veränderte er die Struktur des Betriebes. Die Grundlage des Hofes bildete nun die Land-, Vieh- und Milchwirtschaft, die Pferdezucht und der Obstbau. Johann Ulrich Weyermann betrieb auch eine Fuhrhalterei mit 4 bis 6 Pferden, er ging auf den Pferdemarkt. Er schränkte die immer weniger rentierende Müllerei ein, betrieb dafür Getreidehandel und eine Bäckerei. Zeitweise bestand in der Mühle auch ein Verkaufsladen für alltägliche Notwendigkeiten. Er baute die Sägerei aus, machte Zimmermannsarbeiten und handelte mit Holz.
Das Wasserrad drehte sich trotzdem noch bis in die Fünfzigerjahre. Es diente als Energiequelle für den ganzen Betrieb, vor allem für die Sägerei, daneben aber auch für die Drescherei, die Mosterei, den Antrieb der Jauchepumpe und der Waschmaschine. Dank der Tüchtigkeit der Familien Weyermann konnte der Hof auf dieser Basis wieder durch mehrere Generationen in der gleichen Familie bleiben.
Heute stehen wir wieder an einer Wende. Die Landwirtschaft trägt die Aumüli nicht mehr. Trotzdem ist dieses als Kulturdokument erhaltenswert. Wir wollen deshalb dem Kulturobjekt aus der Vergangenheit eine neue Zukunft geben.

Reinhard Möhrle, 20. November 1997

Gedicht

"Es klappert die Mühle am rauschenden Bach.
Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach.
Er mahlet das Korn zu dem kräftigen Brot,

und haben wir solches, so hat's keine Not.
Flink laufen die Räder und drehen den Stein
und mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein.
Der Bäcker dann Kuchen und Zwieback draus bäckt,

das immer den Kindern besonders gut schmeckt.
Wenn reichlich Körner das Ährenfeld trägt,
die Mühle dann flink ihre Räder bewegt.
Und schenkt uns der Himmel nur immerdar Brot
so sind wir geborgen und leiden nicht Not."